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Sehnsucht nach Mee(h)r

 

Ihr Lieben,

das Handy brummt – eine Nachricht kommt von einem Freund. Ein Foto vom Ostsestrand und darunter der Text: Bin am Meer.

 

Was löst das in dir aus? Ich spüre den Wind, höre das Rauschen der Wellen, das Möwengeschrei, in der Ferne Kinderlachen. Ich bekomme eine unheimliche Sehnsucht nach der Weite am Strand. Sehnsucht nach Meer!

 

Ein ruhiger warmer Sommertag am Strand, der Wind und die Sonne streicheln die Haut, es ist warm, es ist gemütlich, nichts fehlt. Keine Angst, keine Gedanken. Gerade jetzt im Januar tut diese Vorstellung gut, oder?

 

Sehnsucht nach Mehr

Ähnlich klingt für mich ein Text aus der Bibel, mit dem ich mich heute beschäftigen möchte.

 

Er steht in Psalm 16, ich lese die Verse 5 bis 11 aus der Hoffnung für alle.

Du, HERR, bist alles, was ich habe; du gibst mir, was ich zum Leben brauche. In deiner Hand liegt meine Zukunft. Ich darf ein wunderbares Erbe von dir empfangen, ja, was du mir zuteilst, gefällt mir. Ich preise den HERRN, denn er gibt mir guten Rat. Selbst nachts erinnert mich mein Gewissen an das, was er sagt. Ich sehe immer auf den HERRN. Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle. Darüber freue ich mich von ganzem Herzen, alles in mir bricht in Jubel aus. Bei dir, HERR, bin ich in Sicherheit. Denn du wirst mich nicht dem Totenreich überlassen und mich nicht der Verwesung preisgeben, ich gehöre ja zu dir. Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir; aus deiner Hand empfange ich unendliches Glück. (Psalm 16, 5-11 Hoffnung für alle)

Dieser Text weckt in mir auch die Sehnsucht nach Mehr – nicht mit Doppel e, sondern mit h geschrieben. Nach Mehr an Leben - und Mehr nach dem Tod.

 

Diese Sehnsucht steckt wohl in allen Menschen, manche haben es aber aufgegeben, dieser Sehnsucht zu folgen. Andere versuchen diese Sehnsucht mit großer Action zu kompensieren.

 

Doch wir dürfen mehr erwarten vom Leben – und vom Tod!

Wie kommen wir dahin - wie kommen wir ans Ziel? Ein paar Punkte aus dem Psalm möchte ich herausgreifen.

 

1.    Der richtige Kurs

Vers 11a: Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. Am Strand an einem schönen Sommertag ist es einfach. Es gibt nur zwei Richtungen, in die man laufen kann. Auf offener See ist es dann schon schwieriger. Ist das Schiff weit vom Land entfernt, muss der Seefahrer navigieren. Das ist heute mit einem funktionierenden GPS-Gerät selbst dann relativ einfach, wenn das Wetter nicht mehr so schön ist. Früher jedoch war es eine richtige Wissenschaft, den richtigen Kurs zu bestimmen, damit man da ankam, wo man hinwollte. Das klappte nicht immer. 1492 landete ein Haufen Seefahrer unter Führung von Christoph Kolumbus auf einer Insel der Bahamas – und glaubte, einen transatlantischen Seeweg nach Indien gefunden zu haben. Die Bezeichnung Indianer für die Ureinwohner Amerikas zeugt bis heute von diesem Irrtum.

 

Vers 8: Ich sehe immer auf den HERRN. Das ist daher immer wichtig in unserem Leben, damit wir die richtige Peilung haben. Gott zeigt den Weg, wie ein Leuchtturm dem Seefahrer den Kurs in den sicheren Hafen. Und er gebraucht unsere Sehnsucht, wenn wir ihn vor Augen haben – und uns von ihm den richtigen Kurs zeigen lassen.

 

Ein Blick in die Bibel, Beispiel Paulus: Der hatte schon auf dem Herzen, von seiner Begegnung mit Jesus zu erzählen, von seiner Erkenntnis, dass Jesus der Sohn Gottes ist. Er hatte sich viel vorgenommen, wollte die großen Städte in Kleinasien bekehren, aber es gelang ihm nicht, weil es ihm – so Apostelgeschichte 16,6 - vom Heiligen Geist verwehrt wurde, das Wort zu predigen in der Provinz Asien. Immer wieder änderte Paulus die Route, um ein anderes Ziel anzusteuern, doch der Geist Jesu ließ es […] nicht zu. (Vers 7) Nach einem Zickzack-Kurs steht er im wahrsten Sinne des Wortes am Meer, hört Gottes Rufen – und setzt über nach Mazedonien: Der Beginn der Missionierung Europas. Weil Paulus auf Gott sah und auf ihn hörte, konnte viel Größeres geschehen, als er sich vor seiner Missionsreise ausgemalt hatte und wie es seine Sehnsucht war.

 

Das passiert immer wieder: Ich kann da aus meiner Familiengeschichte schöpfen, die in einem Zweig eng mit den Herrnhutern verknüpft ist. Die stammen ursprünglich aus Böhmen, haben sich aus Sehnsucht nach Mehr (mit h!) mit der Staatskirche in Böhmen angelegt und finden als Flüchtlinge schließlich auf dem Gut des Grafen Zinzendorf eine neue Heimat. Der Beginn der Herrnhuter Brüdergemeine vor rund 300 Jahren Und die Sehnsucht treibt sie weiter, buchstäblich aufs Meer, nachdem sie gehört haben, dass es irgendwo da draußen Menschen gibt, die noch nichts von Jesus gehört haben. Das ist keine Kreuzfahrt mit der Aida, nein, das ist ein Aufbruch ins Unbekannte, immer die Realität vor Augen, Schiffbruch zu erleiden und nicht am anderen Ende des Meeres anzukommen. Die Abschiede in der Heimat waren so Abschiede für immer. Getragen von dem Vertrauen, dass sie auf jeden Fall ans Ziel kommen: entweder dort, wo Menschen auf das Evangelium warten, oder direkt zu Gott.

 

Getragen von diesem Vertrauen, trugen das Evangelium von Grönland über Afrika bis Tibet in die Welt.

 

Sie konnten sich ganz in der Sicherheit Gottes bergen.

 

2.    Sicherheit

Diese Sicherheit strömt der ganze Psalm 16 aus. In Vers 9 spricht der Psalmdichter dies aus: Bei dir, HERR, bin ich in Sicherheit. Man hört geradezu die Erleichterung, wenn man weiß wie es David - und er ist es, der diesen Psalm gedichtet hat - in seinem Leben gegangen ist. Man denke an die Verfolgung durch Saul, der ihn bis in den letzten Winkel der Wüste mit allen Gefahren und Herausforderungen getrieben hat.

 

Sicherheit spielt ja hierzulande eine große Rolle. Ich denke dabei nicht nur an all die möglichen Versicherungen. Gegen was man sich nicht alles versichern lassen kann! Eine Kreuzfahrtfirma wirbt mit einer Coronaversicherung! Gut versichert. Und gut ist. (WGV-Versicherung) lautet das Motto einer anderen Versicherung. Aber ist dann wirklich alles gut? Es gibt nicht für alles im Leben eine Versicherung – und schon gar keine Versicherung gegen den Tod.

 

Andererseits ist unser Leben sehr viel sicherer geworden – vermeintlich. Mit einem Smartphone in der Tasche kann uns doch gar nichts passieren, oder? Es zeigt uns die richtige Route, das Wetter von morgen und Vieles mehr. Und trotzdem stehen wir plötzlich und unerwartet im Stau - oder im Regen, obwohl doch den ganzen Tag die Sonne scheinen sollte…

 

Und dann ist da auch noch die viel zitierte Regelungswut in unserem Lande. Als Angestellter im öffentlichen Dienst weiß ich, wovon ich rede. Damit meine ich nicht nur die vielzitierten europäische Vorschriften wie die Verordnung Nr. 1677/88/EWG zur Festsetzung von Qualitätsnormen für Gurken, die aber bereits seit 2009 außer Kraft ist und bis ins Detail die Form der Gurken regelte, die auf den Markt gebracht werden durften. (Nebenbei: Die Tatsache, dass sich viele Großhändler immer noch an ihr orientieren, spricht dafür, dass der Mensch gewisse Normen braucht.) Nein, unser ganzes alltägliches Leben ist mittlerweile so durch Gesetze und Verordnungen geregelt, dass man mit jedem Schritt gegen eine Vorschrift verstoßen muss. Und der gesunde Menschenverstand völlig ausgeschaltet scheint. Zumal sich die Vorschriften allein schon aufgrund ihrer Fülle manchmal sogar widersprechen.

 

Im Umkehrschluss scheinen auch viele Menschen den christlichen Glauben als eine Ansammlung von Vorschriften - meist Verboten - zu sehen. Die stehen zwar auch in der Bibel, unser Psalmtext aber auch. Und er ist ein gutes Beispiel dafür, worum es in der Bibel geht: Nämlich, wie wir ein gutes Leben führen können, an dessen Ende nicht der Tod steht, sondern das Ewige Leben. Weil Gott uns so sehr liebt, weil wir ihm nicht egal sind.

 

Vers 5-6: Du, HERR, bist alles, was ich habe; du gibst mir, was ich zum Leben brauche. In deiner Hand liegt meine Zukunft. Ich darf ein wunderbares Erbe von dir empfangen, ja, was du mir zuteilst, gefällt mir. Was braucht man mehr, um sich sicher zu fühlen? Dass der Schöpfer dieser Welt, der vor der Zeit da war und nach der Zeit da sein wird, der stark und mächtig ist, der auf dem Thron sitzt und das Geschehen nicht nur der Erde, sondern im ganzen Weltall regiert, dass dieser Gott an meiner Seite ist - auf meiner Seite ist?!

 

Dessen Erbe ich sein darf, weil ich sein Kind bin. Gottes Kind! Wie ein Kind kann ich daher in seine Arme springen oder mich fallen lassen.

 

Mehr Sicherheit braucht man nicht und deshalb kann David bekennen:

Bei dir, HERR, bin ich in Sicherheit. Denn du wirst mich nicht dem Totenreich überlassen und mich nicht der Verwesung preisgeben, ich gehöre ja zu dir. (Psalm 16,9b-10).

 

Auch nach meinem Tod wird das Leben weitergehen – das ist des Vaters Zusage!

 

Eine unbändige Freude kommt da in mein Herz. Kinderlachen wie am Strand ertönt.

 

Verse 8b-9a: Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle. Darüber freue ich mich von ganzem Herzen, alles in mir bricht in Jubel aus.

 

3.    Lobpreis

Und diese Freude führt David zum Lob Gottes, Vers 7 Ich lobe den HERRN, der mich beraten hat;

 

Als ich Gott, als ich Jesus immer besser kennen lernte, wurde mir der Lobpreis Gottes immer wichtiger. Und umgekehrt half mir in meinem Leben der Lobpreis, Jesus und seinen Vater immer besser kennenzulernen.

 

Wohin das führen kann, zeigt ein Beispiel, das so gar nicht im Mainstream liegt, den uns die Medien jeden Tag vorspiegeln.

 

Die Sehnsucht nach Mehr (mit h!) führte im Herzen einiger junger Menschen dazu, Gott immer mehr anzubeten und zu loben. Schließlich rund um die Uhr, Tag und Nacht, 24/7 wie man heute sagt.

 

Im Gebetshaus Augsburg betet man mittlerweile schon seit mehr als 10 Jahren ununterbrochen – es ist eine Bewegung daraus geworden, die in ganz Europa zur Gründung von Gebetshäusern geführt hat. Eine junge Bewegung, die aber immer wieder auch daran erinnert, dass schon seit über 1000 Jahren an manchen Orten das Gebet nie verstummt – in den Klöstern nämlich.

 

Die das tun, sind keine frommen, weltabgewandten Spinner, wie Manche vielleicht meinen.

 

Neulich gab es einen Fernsehfilm, ich glaube es war ein Tatort, der in einem Kloster spielte. Ich habe ihn nicht gesehen, aber ich erinnere mich an eine Aussage der Produzentin in der Zeitung. Man war sich vor den Dreharbeiten, die in einem echten Kloster in Bayern stattfinden sollten, nicht sicher, was einem erwarten würde. Die Produzentin schilderte ihre Überraschung, dass die Nonnen dort keine weltabgewandten Wesen waren. Vielmehr habe sie selten so welterfahrene, der Welt zugewandte Menschen kennen gelernt.

 

Diese Erfahrung kann ich bestätigen. Meine Tante ist Diakonisse in Hamburg. Ein Beruf, vielmehr eine Berufung, die im Geist dieser Zeit im Aussterben begriffen ist. Eine Zeitlang durfte ich dort regelmäßig zu Gast sein. Ich habe selten so interessante Gespräche am Frühstückstisch geführt wie mit den damals noch 5 betagten Diakonissen. Die kannten alle Probleme der Stadt, waren im neuesten Kinofilm gewesen, eine Schwester ist noch mit 80 Jahren den Jakobsweg in Spanien gelaufen – die ganze Strecke! Ihr Leben hatten sie als Jugendliche Gott gegeben, waren mit ihm sozusagen verheiratet und hatten sich ihr Leben lang um Kinder, Jugendliche, behinderte oder alte Menschen gekümmert. Nun sind nur noch zwei von den Diakonissen übrig, zu denen meine fast 100jährige Tante gehört. Und die würde nie auf die Idee kommen, dass sie irgendetwas im Leben verpasst hätte, nein sie hat ein sehr erfülltes Leben gehabt.

 

Grund zum Lobpreis, der bei ihr anders klingt als moderne Lobpreis- und Anbetungslieder. Der aber das ausdrückt, womit die ausgewählte Bibelstelle endet – Vers 11:

 

Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir; aus deiner Hand empfange ich unendliches Glück.

 

Fülle des Lebens

Luther übersetzt den Schluss dieses Verses mit: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich. (Psalm 16, 11b Luther)

Fülle und Wonne sind altmodische Begriffe, die wir heute nicht mehr benutzen. Das Streben nach Glück, wie es die Hoffnung für alle übersetzt, ist uns da näher. Doch diese Begriffe korrespondieren – so sehe ich das – ganz eng mit der Sehnsucht nach Mehr.

 

Noch altmodischer aber ganz plastisch beschreibt dies Charles Haddon Spurgeon, der von 1834 bis 1892 lebte, in seiner Auslegung zu Vers 11:

Nachdem er vom Tod auferstanden war, fuhr Jesus zur Herrlichkeit auf, um in der steten Nähe Gottes zu wohnen, wo Freude in höchster Fülle ist für immer. Die Voraussicht dessen hat ihn in seiner köstlichen, aber leidvollen Arbeit vorwärts getrieben. Seine Erwählten zu ewiger Seligkeit zu bringen, war der hohe Ehrgeiz, der ihn beseelte und durch ein Meer von Blut hindurchzuschreiten ermutigte. Ja, o Gott, wenn die Lust der Weltmenschen für immer vergangen ist, dann dürfen wir mit Jesus ewig wohnen zu deiner Rechten, wo liebliches Wesen ewiglich ist, und unterdes haben wir ein Handgeld, indem wir hienieden deine Liebe schmecken.

[Spurgeon zitiert dann eine Zusammenfassung von] John Trapp († 1669) […]: In diesen Worten ist alles gesagt, was gesagt werden kann; aber Worte sind zu schwach, unser ewiges Erbe zu schildern. Es ist köstlich: Freude und Glückseligkeit; reich; eine Fülle, ein Strom, aus dem die Seligen trinken ohne Unterlass oder Überdruss; gesichert: zu Gottes Rechten, der stärker ist als alle und aus dessen Hand uns niemand reißen kann; beständig: denn es ist ewig. Des Himmels Freuden sind unermesslich, ungemischt, unendlich.

 

Jesus selbst hatte die Sehnsucht, den Willen seines Vaters zu erfüllen, daher ging er ans Kreuz von Golgatha, um dich und mich zu retten.

 

Der Psalm klingt so wie im Himmel: Fülle, Freude, Glück.

 

Aber wir sind noch auf der Erde. Ehrlicherweise muss man da sagen, dass nicht alles schick ist.

 

Das hat Gott auch nicht versprochen. Nach der Vertreibung aus dem Paradies hat Gott dem Menschen gesagt: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde wirst, davon du genommen bist. Denn Staub bist du und zum Staub kehrst du zurück. (1. Mose 3,19)

 

Es gibt auch am Meer nicht nur die schönen Sommertage, normal sind vermutlich die anderen Tage: Grauer Himmel, der Wind peitscht die Wellen hoch, eisig weht er dir um die Nase, wirft dich manchmal um.

 

So ist auch unser Leben. Und manchmal sind wir selbst dieser Sturm.

 

Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, war Jesus in meinem Leben immer da. Ich erinnere mich an sonnige Stunden wie ein Sommertag am Meer. Da ist es leicht, einen Psalm 104 am Strand jubelnd zu beten. Aber am meisten habe ich Jesu Nähe gespürt, wenn es stürmische Zeiten gab. Die haben mich vorangebracht, die haben mich auch mehr in seine Nähe gebracht, weil ich spätestens im Nachhinein gemerkt habe, wie er mich begleitet und in seine Richtung gezogen hat.

 

Auch Paulus wusste, dass das Leben ein Prozess ist, er das Ziel noch nicht erreicht hat:

Nicht, dass ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. (Philipper 3,12)

 

Auch unsere Vorbilder im Glauben wie Paulus oder auch die Herrnhuter Brüder, von denen ich erzählte, kannten Mühe und Zwietracht. Nachdem die Herrnhuter nach ihrer Flucht aus Böhmen ihren Platz auf dem Gut des Grafen Zinzendorf gefunden hatten, zerstritten sie sich erst einmal heftig. Das soll ja bis heute in Gemeinden vorkommen. Erst nach einer Abendmahlsfeier, die bis heute als offizieller Beginn der Herrnhuter Brüdergemeine gilt, waren sie frei, sich die Mission aufs Herz legen zu lassen.

 

Unsere Vorstellung vom Leben und wie ein erfülltes Leben tatsächlich aussieht sind nicht immer deckungsgleich. Unsere Vorstellung vom Leben: Hauptsache gesund? Alles läuft glatt?

 

Erfülltes Leben kommt von Gott. Und bedeutet nicht unbedingt, dass immer alles glatt läuft.

 

Im vergangenen Jahr mussten wir von meiner Mutter Abschied nehmen. Sie hatte eine schwere Kindheit als Kind einfacher Landarbeiter in Ostpreußen. Musste schon früh mithelfen. Und im Februar 1945 nach gescheiterter Flucht als 12jährige Verantwortung für ihre 5 kleineren Geschwister übernehmen - der Vater war zum Volkssturm abkommandiert, der große Bruder und die Mutter von russischen Soldaten verschleppt. Obwohl ihr aus heutiger Sicht ihre Kindheit und Jugend gestohlen worden ist, hat sie das stark gemacht und ihren Glauben gestärkt. Sie hörte wie Paulus Jesus sagen:

Lass dir an meiner Gnade genügen! Denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. (2.Korinther 12,9)

 

Das Glaubensleben ist nicht eintönig. Es ist wie eine altmodische Seefahrt – ganz ohne moderne Navigation. Dafür aber mit ungeahnten und ganz atemberaubenden Abenteuern, mit Sturm und hohen Wellen und schönen Sonnenuntergängen - bis wir das Ziel erreichen.

 

Wir müssen offen sein für das, was Jesus uns geben möchte. Statt des allgemein propagierten Höher – Weiter – Schneller gibt er uns das Tiefer – Breiter – Höher des Glaubens.

 

Immer mehr von Dir! heißt es in einem Lied. Immer mehr in die Nähe Jesu kommen, immer tiefer in den Glauben kommen, immer höher dem Himmel entgegen – das sollte uns seine Liebe wert sein.

 

Jesus sagt zu seinen Jüngern: Ihr aber seht mich, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben. (Johannes 14,19) Das sagt er uns!

 

Bei Jesus ist die Fülle, er ist Brot und Wasser des Lebens.

 

Du darfst und solltest anspruchsvoll sein, aber es genügen Brot und Wasser des Lebens!

 

Jesus gibt dir das, was du wirklich brauchst. Er spricht in deine Seele. Er ist in deiner Nähe, geht mit dir jeden Weg.

 

Und das Wichtigste: Das gilt nicht nur für das irdische Leben, sondern darüber hinaus.

 

Er [Gott] hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt. stellt bereits der Weise in Prediger/Kohelet 3,11 fest. Das ist der Anfang unserer Sehnsucht nach Mehr!

 

Und das, was der Vater begonnen hat, setzt Jesus ganz praktisch fort. Er ist uns vorausgegangen, bereitet alles vor für dich und mich vor.

In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? sagt Jesus in Johannes 14,2.

 

Er bereitet dir und mir eine Wohnung im Himmel! Ich bin gespannt, wie die dort aussehen wird!

 

Den Weg mit Jesus zu gehen, das stillt die Sehnsucht nach Mehr – immer auf Kurs in die Ewigkeit!

 

Und deshalb möchte ich zum Abschluss mit den Worten von Paulus aus Epheser 3,14-21 für euch beten:

Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat, dass er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen, dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne. Und ihr seid in der Liebe eingewurzelt und gegründet, damit ihr mit allen Heiligen begreifen könnt, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, auch die Liebe Christi erkennen könnt, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet, bis ihr die ganze Fülle Gottes erlangt habt. Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit!

 

Amen

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