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Qualität statt Quantität

Entscheidend ist Qualität - nicht Quantität war ein Spruch meiner Jugend, mit dem ich meine Umgebung bei passenden und unpassenden Gelegenheiten nervte. Er fiel mir jetzt wieder ein, als ich die aufgeregten Medienberichte und -kommentare zum Exodus bei der Katholischen Kirche las.

 

Im Jahr 2022 hat die Katholische Kirche 500.00 Mitglieder verloren, so viel wie nie. Auch die Evangelische Kirche verlor 380.000 Mitglieder. Wenn das sich so fortsetzen würde, hätten die beiden großen Kirchen keine Mitglieder mehr, ehe alle Ölheizungen ersetzt sind…

 

Nun sind Zahlen kein alleiniger Maßstab – siehe meinen Eingangsspruch. Jesus hat mit 12 Jüngern angefangen. Daraus ist eine weltumspannende Gemeinde geworden, eine ecclesia, die Versammlung der Herausgerufenen. Herausgerufen eben von diesem Jesus. Die 12 erreichten mit Jesus in Galiläa zahlreiche Menschen, deren Einzelschicksale uns zum Teil heute noch bekannt sind. Dazu muss man nur in die Bibel schauen. Heute ist auf der ganzen Welt das Evangelium zu Hause – trotz aller Verfolgungen. Den großen römischen Cäsar kennt man nicht mehr, Cesar ist heute der Name eines Katzenfutters,– Christen gibt es nach 2000 Jahren immer noch.

 

Jesus hat zugesagt, dass die Pforten der Hölle seine Gemeinde niemals überwältigen werden (Matthäus 16,18). Fehlbare Menschen, Missbrauch und andere menschliche Schwächen werden diese Gemeinde daher niemals besiegen können. Und würde sie noch so klein werden.

 

Aber darauf kommt es nicht an. Unbestritten ist, dass mangelnde Qualität abschreckt, gerade in der Kirche. Gerade Leute, denen die Qualität des Fernsehprogramms völlig egal ist. Die Qualität der Kirchen hängt davon ab, wie nah sie dran ist an dem, was Jesus uns vorgelebt hat. Er war bei den Menschen, war sanftmütig und demütig, zog als König auf einem Esel in Jerusalem ein.

 

Sich von Jesus rufen lassen, sein Leben als Vorbild zu nehmen, das war das Erfolgsrezept der weltweiten Kirche. Seit 2000 Jahren. Vielleicht ist es wie bei Omas Kuchen: die alten Rezepte schmecken am besten!

 

Und ich beobachte, wie die spirituelle Sehnsucht gerade auch junger Menschen, wie sie die Umfragen immer wieder feststellen, in unzähligen Angeboten ihren angemessenen Ausdruck finden. In christlichen Kirchen und Organisationen. Gebetshäuser, Lobpreishäuser und lebendige Gemeinden sind der Beweis. Gerne auch anzuschauen bei Youtube und anderswo. Überall gibt es engagierte Pastorinnen und Pastoren sowie Haupt- und Ehrenamtliche, die Neues auf die Beine stellen.

 

Das Foto, das ich gestern auf einer Fahrradtour in Altthymen am Rande der Uckermark machte, mag da sinnbildlich sein. Das Dach ist eingestürzt, aber der Turm reckt sich weit sichtbar in die Höhe, man sieht ihn schon weit über die Hügel hinweg. Die Kirche wurde durch menschliche Unvernunft bei Kriegsende 1945 zerstört, ein Baumbruch tat sein übriges. Aber in der Kirche ist ein Raum, in dem ab und an Gottesdienste stattfinden. Und selbst wenn nicht hier – es ginge anderswo weiter.

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