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Gut gebrüllt Löwe

Heute habe ich euch einen alten Brief mitgebracht. Diesen schrieb die Schwester meines Opas meiner Oma zur Verlobung. Ein Brief voller Poesie, Hoffnung und Zuversicht. 1919 geschrieben, der Erste Weltkrieg, aus dem mein Opa mit amputiertem Arm, aber lebend nach Hause kam, war gerade ein paar Monate vorbei. Mal was anderes als ein Post auf Social Media.

 

Wäre auch interessant, hier ihn hier vorzulesen, aber ich habe euch einen noch viel älteren Brief mitgebracht.

 

Ein Brief - ebenfalls trotz der Umstände hoffnungsvoll. Ein Brief - trotz seines Alters ganz aktuell. Geschrieben wurde er von einem Augenzeugen, der Jesus persönlich gekannt hatte. Der auf dem Weg mit Jesus viel für sein Leben lernen durfte. Er wurde dadurch ein anderer Mensch.

 

Petrus, der Apostel schrieb diesen Brief - vermutlich um das Jahr 60 aus Rom. Am Anfang steht zwar Babylon als Absenderort, aber das ist wahrscheinlich nur ein Tarnname. Denn Christen wurden damals gnadenlos verfolgt und lebten weitgehend im Untergrund. Warum? Zentrum der Christen war zunächst Jerusalem geblieben. Spätestens nach dem Zusammenstoß mit Jüdischen Autoritäten und der Steinigung von Stephanus begann eine allgemeine Verfolgung. In den 40er Jahren flohen viele Christen aus Jerusalem - nach Galiläa, nach Kleinasien und das ganze Römische Imperium. Sie nahmen offenbar auch den Auftrag Jesu mit, das Evangelium über die ganze Welt zu verbreiten. Das war damals das Römische Reich. Trotz Verfolgung.

 

In diesem Brief gibt Petrus auch uns ganz praktische Ratschläge aus seinem Erfahrungsschatz. Und ich möchte heute diese Ratschläge dem gegenüberstellen, was er gelernt hat.

 

Ich lese aus 1. Petrus 5, 8-11, NGÜ:

 

8 Seid besonnen, seid wachsam! Euer Feind, der Teufel, streift umher wie ein brüllender Löwe, immer auf der Suche nach einem Opfer, das er verschlingen kann.

9 Widersteht ihm, indem ihr unbeirrt am Glauben festhaltet; ihr wisst ja, dass die Leiden, die ihr durchmacht, genauso auch euren Geschwistern in der ganzen Welt auferlegt sind.

10 Der Gott aber, der euch seine Gnade auf jede erdenkliche Weise erfahren lässt und der euch durch Jesus Christus dazu berufen hat, an seiner ewigen Herrlichkeit teilzuhaben, auch wenn ihr jetzt für eine kurze Zeit leiden müsst – dieser Gott wird euch mit allem versehen, was ihr nötig habt; er wird euch im Glauben stärken, euch Kraft verleihen und eure Füße auf festen Boden stellen.

11 Ihm gehört die Macht für immer und ewig. Amen.

 


 

Seid besonnen, seid wachsam!

Vers 8: Seid besonnen, seid wachsam! So beginnt unser Text.

 

Statt besonnen schreiben andere Übersetzungen nüchtern. Schon die Pfingstpredigt von Petrus war – erfüllt vom Heiligen Geist – eine ganz nüchterne und besonnene gewesen. Das hätte man vielleicht nicht so erwarten können.

 

Denkt an das Pfingstgeschehen mit Brausen vom Himmel, Feuerflammen und Sprachenverstehen. Als Menschen darüber außer sich geraten und angesichts dieser Ereignisse fragen: Was soll das sein? spotten andere: Sie sind voll jungen Weins.

 

Da steht Petrus auf und beginnt in wahrstem Sinne des Wortes nüchtern seine Rede (Apostelgeschichte 2,22-24):

Ihr Leute von Israel, hört her! Bei dem, was wir euch zu sagen haben, geht es um Jesus von Nazaret. Durch diesen Mann hat Gott – wie ihr alle wisst – in eurer Mitte mächtige Taten vollbracht, Wunder gewirkt und außergewöhnliche Dinge getan. Damit hat er ihn euch gegenüber als seinen Gesandten bestätigt. Was dann geschah, wusste Gott schon lange im Voraus; er selbst hatte es so geplant: Jesus wurde verraten und an euch ausgeliefert, und ihr habt ihn durch Menschen, die nichts vom Gesetz Gottes wissen, ans Kreuz schlagen und töten lassen. Doch Gott hat ihn aus der Gewalt des Todes befreit und hat ihn auferweckt; es zeigte sich, dass der Tod keine Macht über ihn hatte und ihn nicht festhalten konnte.

 

Das ist nun wirklich Petrus, der Fels, wie ihn Jesus bezeichnet hatte. Das ist Evangelium pur! Faktenbasiert. Keine Fakenews. Alle hatten Wunder und Zeichen Jesu gesehen – um dann doch Kreuzige, kreuzige! zu rufen. Und die Erzählung geht weiter bis zu dem Punkt, dass Jesus zur Rechten Gottes sitzt. Und mit dieser Predigt erreicht Petrus die Menschen:

Als sie das hörten, wurde ihr Herz durchbohrt, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: „Was sollen wir tun, Brüder?“ heißt es in Apostelgeschichte 2,37. Erst jetzt ruft Petrus zur Umkehr um – und 3000 Menschen lassen sich taufen! Davon träumt jeder Prediger!

 

Nüchternheit und Wachsamkeit sind auch die Antwort auf ständige Sorgen in unserem Leben. Unser Auszug aus dem 1. Petrusbrief steht nämlich in diesem Zusammenhang, schließt unmittelbar an Vers 7 an, der da lautet:

Und legt alle eure Sorgen bei ihm ab, denn er sorgt für euch.

 

In dieser Haltung können wir mit all dem umgehen, was tagtäglich auf uns einstürzt:

·        Die alarmierenden Nachrichten, die uns heute längst nicht mehr nur am Frühstückstisch aus der Zeitung oder um 20 Uhr aus der Tagesschau erreichen. Die Jüngeren werden mit diesen Begriffen schon nichts mehr anfangen können. Nein, diese Nachrichten stürzen ständig auf uns ein, im schlimmsten Fall mit einem Piepen auf dem Handy zu jeder Tages- und Nachtzeit. Für alle diese Nachrichten gilt aber noch immer der alte Zeitungsmacher-Grundsatz: Nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten – je alarmierender die Überschrift ist, desto eher wird der Artikel gelesen.

·        Und es sind ja zum Teil wirklich schlechte Nachrichten: Krieg in der Ukraine, Krieg in Nahost, die den Weltfrieden so stark bedrohen wie lange nicht mehr. Und wichtige Themen in den Hintergrund drängen wie Klimawandel, Energiepreise und ständig steigende Flüchtlingsströme.

·        Und da sind noch die alltäglichen Sorgen, weil das Leben immer komplizierter geworden ist. Und um all das Komplizierte muss man sich heute selbst kümmern.

·        Spätestens, wenn dann noch die echten Sorgen um Angehörige, Freunde und Bekannte und die eigene Gesundheit hinzukommen, ist es Zeit panisch zu reagieren. Oder?

 

Der brüllende Löwe

Ist das nicht der der brüllende Löwe in unserem Text?

Euer Feind, der Teufel, streift umher wie ein brüllender Löwe, immer auf der Suche nach einem Opfer, das er verschlingen kann.

 

Ich habe mal im Zoo im Raubtierhaus einen Löwen brüllen hören. Schauerlich. Da stellen sich einem die Nackenhaare auf.

 

Das Bild vom brüllenden Löwe hier – so habe ich es mal gehört – kommt aus Afrika, daher, dass der Löwe an einen Kraal heranschleicht, in dem die Weidetiere hinter einem kreisrunden Zaun stehen. Dann brüllt der Löwe so laut, dass die Tiere vor Angst und Schrecken panisch den Zaun durchbrechen und leichte Beute werden.

 

Das will der Teufel: dass wir panisch werden, nicht mehr wissen, was wir tun, seine Beute werden.

 

Deshalb dieser Aufruf zur Besonnenheit und Wachsamkeit. Damit wir nicht dem Teufel in die Hände fallen.

 

Kommen wir zurück zu Petrus. Der hatte sich ja selbst einmal wie ein brüllender Löwe gebärdet. Wollte Jesus von seinem Ziel ablenken, das Jesus gerade vorsichtig seinen Jüngern erklärte.

 

Was war das Ziel? Dass sie nach Jerusalem gehen würden, wo er vieles erleiden müsse, ans Kreuz käme, aber am dritten Tag auferstehen würde. Und Petrus nahm Jesus beiseite und versuchte mit aller Macht, ihn davon abzubringen (Matthäus 16,22 NGÜ).

 

Da platzte sogar Jesus ganz unsanftmütig der Kragen und er kanzelte Petrus ab:

»Geh weg von mir, Satan! Du willst mich zu Fall bringen. Was du denkst, kommt nicht von Gott, sondern ist menschlich!« (Matthäus 16,23 NGÜ)

 

Petrus hatte immer noch nicht kapiert, was Jesu Auftrag war.

 

Aber ist das nicht zutiefst menschlich? Und Jesus selbst sieht sogar die Gefahr zu straucheln. Jesus ist wirklich Mensch geworden.

 

Ich kenne das:

Dass wir leicht wie ein brüllender Löwe reagieren, wenn es nicht so läuft wie wir das gerne hätten. Wenn sich Dinge zu schnell ändern, wir lieber alles so hätten, wie es immer war.

Wenn wir etwas nicht verstehen, wenn unser Warum? von Gott nicht beantwortet wird.

 

Es gibt nicht immer eine Antwort auf diese Frage. Es gibt nur das Vertrauen, dass Gott den besseren Plan hat. Für mein Leben, für dies Land. Für die ganze Welt.

 

Aber das zu erkennen – und zu akzeptieren! - bedeutet oft langes Training. So musste es ja auch schon bei Petrus sein, der immerhin den leibhaftigen Jesus, den Jesus zum Anfassen begleitete.

 

Denkt an Matthäus 14: Sturm, tosende Wellen, Petrus und die anderen Jünger haben Angst in ihrem Boot auf dem See Genezareth. Und dann kommt Jesus übers Wasser gelaufen und sagt: Steig aus dem Boot! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser auf Jesus zu. (Matthäus 14,29)

 

Perus traut sich immerhin was. Trotzdem muss er noch mehrmals fallen, sozusagen untergehen, um zu dem führenden Apostel zu werden, als der er uns diesen Brief schreibt.

 

Der Teufel

Bevor ich mit dem Brief weiter mache, noch einige Sätze zum Teufel.

 

Heute ist es nicht mehr so angesagt, auch nicht in einer Kirche, vom Teufel zu reden. Die Menschen verniedlichen ihn eher als Geisterchen zu Halloween.

 

Auch wenn es sich immer empfiehlt, auf Jesus zu schauen, der Teufel durch Jesu Auferstehung endgültig besiegt ist: es gibt den Teufel. Wenn wir die Bibel ernst nehmen, müssen wir auch vom Teufel reden. Schon das Alte Testament erwähnt ihn und dann besonders Matthäus, Markus und Lukas in ihren Evangelien. Später auch Paulus zum Beispiel.

 

Nach unserer christlichen Vorstellung hasst der Teufel, der Satan die Menschen und unternimmt alles, um sie von Gott zu trennen.

 

Jesus selbst hat dies am eigenen Leib erfahren, als er Mensch wurde. Gleich am Anfang seines Wirkens wird er 40 Tage lang in der Wüste vom Satan versucht – ohne Erfolg.

 

Jesus selbst geht in seinen Gleichnissen ab und zu auf den Teufel ein. Ein Beispiel ist das Gleichnis von Sämann, der die Saat auswirft, die auf verschiedenen Böden landet. Seinen Jüngern deutet er das Gleichnis u.a. so:

Das ist aber das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. Die aber an dem Weg, das sind die, die es hören; danach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. (Lukas 8,11-12)

 

Daher sollen wir wachsam sein, damit uns nicht wieder das genommen werden kann, was wir schon haben.

 

Am Glauben festhalten

Die Christen, an die Petrus damals in der Verfolgung schrieb, standen in dieser Gefahr.

 

Darum ermuntert er sie, dem Teufel zu widerstehen:

Vers 9: Widersteht ihm, indem ihr unbeirrt am Glauben festhaltet; ihr wisst ja, dass die Leiden, die ihr durchmacht, genauso auch euren Geschwistern in der ganzen Welt auferlegt sind.

Diese Situation ist auch heute noch Realität überall in der Welt. Kaum irgendwo können Christen so ungestört ihren Glauben leben wie hier in Europa.

 

Wir haben ja gerade hier in der Uckermark, in Deutschland, in Europa das Gefühl, dass der christliche Glaube auf dem Rückzug ist. Das stimmt ja auch. Doch wie ist die Realität global betrachtet?

 

Die Realität ist, dass sich so wie zur Zeit von Petrus der christliche Glaube in Leid und Verfolgung im ganzen Römischen Reich ausbreitete, heute der christliche Glaube in Leid und Verfolgung überall in der Welt ausbreitet. Gerade dort wächst, wo Christen besonders verfolgt werden. Leid und Verfolgung scheinen also so etwas wie ein christliches Erfolgsrezept zu sein und Petrus erinnert daran und versucht den Christen, an die er schreibt, Zuversicht zu geben.

 

Open Doors ist eine Organisation, die verfolgte Christen in aller Welt mit Gebet, Bibeln und praktischer Hilfe unterstützt. In einem ihrer monatlichen Hefte las ich neulich eine Geschichte, die mich sehr erschüttert hat. Da reiste ein Mitarbeiter von Open Doors zu verfolgten Christen irgendwo in der Welt. Im Gespräch mit ihnen fragte er die Christen, die im Untergrund lebten, wofür sie denn beten.

 

Wofür würdet ihr beten in so einer Situation?

Dass mein Glaube nicht aufhört?

Oder eher:

Dass das Leiden aufhört? (Ich glaube doch an Dich, Jesus, dann gib mir doch bitte ein gutes Leben!)

Denken wir nicht meistens so?

 

Und wie war die Antwort der Christen dort?

Wir beten täglich für euch in Europa, dass euer Glaube nicht aufhört!

 

Das muss man sich mal vorstellen! Sie müssen ihren Glauben verstecken, haben immer Angst vor Entdeckung, treffen sich heimlich – und beten für uns in Europa? Aber sie kennen offenbar unsere Situation in Europa. Und sie kannten offenbar das Neue Testament.

 

Denn damit bin ich wieder bei den Erfahrungen von Petrus, der ja ursprünglich Simon hieß und erst von Jesus den Namen Petrus erhielt.

 

Kurz vor der dunkelsten Stunde von Petrus, kurz bevor er Jesus dreimal verleugnen wird, sagt Jesus zu Petrus:

Simon, Simon, der Satan hat sich erbeten, euch schütteln zu dürfen wie den Weizen im Sieb. Ich aber habe für dich gebetet, dass du deinen Glauben nicht verlierst. Wenn du dann umgekehrt und zurechtgekommen bist, stärke den Glauben deiner Brüder! (Lukas 22,31f.)

 

Jesus weiß, dass er ganz allein ans Kreuz gehen wird. Dass die Jünger ihn verlassen werden. Dass Petrus ihn verleugnen wird.

 

Jesus kennt seinen Petrus. Jesus kennt auch uns.

 

Und doch weiß Jesus jetzt schon, dass Petrus gestärkt aus dieser Situation hervorgehen wird. Und gibt ihm jetzt schon mal den Auftrag, seine Geschwister im Glauben zu stärken!

 

Und Petrus gelingt dies dann, nachdem ihm Jesus nach der Auferstehung noch mehrmals begegnet ist. Nach der Himmelfahrt von Jesus übernimmt Petrus die Führung der Jünger. Er war sowieso offenbar der älteste der Jünger gewesen, als einziger schon verheiratet, als er sein Fischerboot verließ und Jesus nachfolgte. Petrus übernimmt die Führung, sorgt dafür, dass für Judas, der Jesus verraten hatte, ein Ersatz gewählt wird. Und stellt sich später an Pfingsten wie selbstverständlich vor die große Menge der Pilger, die zu diesem Feiertag Jerusalem bevölkern.

 

So wie Petrus durch den Heiligen Geist in der Lage war, seine Angst zu überwinden, viel von Jesus zu erwarten, können wir das auch. Das ist dann wirklich Advent!

 

Gnade

Vers 10 unseres Textes ist dann eine wirkliche Glaubensstärkung durch Petrus:

10 Der Gott aber, der euch seine Gnade auf jede erdenkliche Weise erfahren lässt und der euch durch Jesus Christus dazu berufen hat, an seiner ewigen Herrlichkeit teilzuhaben, auch wenn ihr jetzt für eine kurze Zeit leiden müsst – dieser Gott wird euch mit allem versehen, was ihr nötig habt; er wird euch im Glauben stärken, euch Kraft verleihen und eure Füße auf festen Boden stellen.

 

Hier ist vieles zusammengefasst von dem, was ich schon sagte. Mir geht es hier vor allem um das Wort Gnade.

 

Schaut mal in euer Leben: wo hat Gott euch seine Gnade erfahren lassen? Oft sieht man ja eher, was nicht so gut läuft wie man es sich wünscht. Aber wenn wir uns mal eine Zeit der Ruhe gönnen und darüber nachdenken, fallen uns – so geht es mir jedenfalls immer – doch mit der Zeit ganz viele Dinge, Situationen ein, wo Gott uns mit uns sehr gnädig umgegangen ist. Wir können sehen, das Leid oft nicht – wie man es in einer bestimmten Situation denkt – unbegrenzt gedauert hat, sondern nur eine bestimmte Zeit. Das kann Trost sein.

 

Wir können sogar sehen, dass Gott uns in seiner Gnade geschenkt hat, dass wir nach dem Leiden auf einem ganz anderen Level waren, unser Glaube gestärkt wurde, mehr als wir es uns vorher hätten vorstellen können. Und sogar das Versprechen bekommen, irgendwann an seiner Herrlichkeit teilhaben zu dürfen.

 

Gott hatte schon oft im Rückblick den besseren Plan für mein Leben als ich.

 

Auch Petrus hat diese Gnade Gottes in seinem Leben erfahren. Er, der immer wieder versagte, als er mit Jesus in Galiläa unterwegs war.

 

Aber später, als die Jünger nach Ostern wieder nach Galiläa zurückgegangen waren zu ihren Fischerbooten, schaute der auferstandene Jesus noch einmal bei ihnen vorbei. Das ist eine der berührendsten Geschichten im Neuen Testament überhaupt. Lest mal die wunderbare Szene am Ufer des Sees Gethsemane zuhause in Johannes 21.

 

Jesus fragt Petrus nur – ebenfalls dreimal, so oft, wie Petrus Jesus verleugnet hatte: Liebst Du mich?

 

Petrus, der vielleicht mit einem Donnerwetter gerechnet hatte, kann nur dreimal bejahen. Jesus vertraut ihm nun endgültig und gibt ihm einen neuen Auftrag: nämlich der Leiter der neuen christlichen Bewegung zu werden: Weide meine Schafe!

 

Dieser Auftrag Jesu stärkt Petrus in seinem Glauben nun endgültig. Auch wenn er später immer noch mal dazulernen muss. Man lernt ja nie aus. Nach der Pfingstpredigt bekennt er wenig später seinen Glauben zweimal in ebenso eindeutiger Rede vor dem Hohen Rat der Juden. Kann auf wundersame Weise später nach seiner Verhaftung aus dem Gefängnis fliehen. Alles nachzulesen in der Apostelgeschichte.

 

Über das weitere Leben von Petrus ist wenig bekannt. Es gibt einige Legenden über ihn. Er, der ursprünglich in Jerusalem als Kopf der Christen gilt, die aus den Juden hervorgegangen waren, muss irgendwann nach Rom gelangt sein, wo er der Überlieferung nach dann Bischof der immer noch illegalen Kirche wird. Während der Christenverfolgung durch Kaiser Nero zwischen 64 und 67 soll er dort hingerichtet worden sein. Die Päpste der katholischen Kirche berufen sich bis heute – 2000 Jahre später – auf ihn als seine Nachfolger.

 

Auch wenn Petrus vermutlich ahnte, was ihm bevorstand, wichtig war es ihm, in seinem Brief zu betonen, dass letztlich Jesus alles in der Hand hat. Dieser Jesus, der Petrus persönlich die Füße auf den Boden gestellt hatte, ihn gelehrt hatte, sein Leben auf ihn auszurichten und schließlich seinen Glauben ohne Angst immer wieder zu bezeugen.

 

Und so bekennt Petrus dann auch in seinem Brief am Schluss unseres Predigttextes – und damit möchte ich schließen:

 

Vers 11: Ihm [Jesus] gehört die Macht für immer und ewig.

 

 

Amen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Kraft-Eike Wrede (Montag, 08 April 2024 13:30)

    Ostern - und damit die Auferstehung des HERRN - ist nur wenige Tage vorüber. Wolfgang Homfeld ist es gelungen, den Inhalt des papiergebundenen Neuen Testaments - ähnlich wie Jesus - "auferstehen" zu lassen. Aus dem "Print-Medium Bibel" ist nachvollziehbare Lebendigkeit geworden. Selten las ich eine so lebensnahe Darstellung der biblischen Inhalte wie das "Gleichnis des brüllenden Löwen", über den Teufel, die Forderung des Festhaltens am Glauben und letztlich: die Gnade. Dies alles tritt aus dem Predigttext Wolfgang Homfelds hervor und wird uns Zeitgenossen quasi dreidimensional erfahrbar.