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Jesus hat das letzte Wort

Früher war alles besser. Hört man oft. Jedenfalls ist doch heute alles furchtbar.

Corona. Ein neuer Lockdown. Klimakatastrophe – ist auch noch da, Trump – naja, der ist bald weg…

 

Aber waren die Zeiten früher wirklich besser? Ohne Maske auf jeden Fall…

Wenn ich alleine auf mein Leben, das nun schon über 60 Jahre dauert, blicke, so fallen mir etliche ungewöhnliche Zeiten ein, die genauso beängstigend waren. Der Vietnamkrieg zum Beispiel oder die Hochrüstung mit Pershing und SS20 Raketen. Ein falscher Knopfdruck hätte in den 1980er Jahren das Leben auf der Erde auslöschen können. 1983 standen hier nebenan - wie man jetzt weiß - auf dem Flugplatz in Groß-Dölln sowjetische Atombomber mit laufenden Motoren startbereit. (Während ich in Westberlin gegen die NATO-Nachrüstung demonstrierte…) Und war denn die DDR auch sonst wirklich so lustig, wie man manchmal hört? Gerade Christen hatten doch da einiges auszustehen.

 

Nicht umsonst mahnt schon der Apostel Paulus – wahrscheinlich als Gefangener in Rom - die Gemeinde in Ephesus: […] kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit. (Epheser 5,16)

Eine gnadenlose Zeit.

 

Blicke ich auf das Leben meiner Eltern und Großeltern, sehe ich noch mehr schlechte Zeiten: Flucht und Vertreibung aus der Heimat, Kriegsgefangenschaft im Bergbau unter Tage, Bombennächte im Zweiten Weltkrieg, Hunger und Schützengraben im Ersten Weltkrieg. Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen.

Eine gnadenlose Zeit.

 

Wollt Ihr wirklich in der Zeit leben, als die Evangelien geschrieben wurden? Da ging in Rom die Post ab. Da wurden, um nur ein Beispiel zu nennen, Christen mit Pech übergossen – um als lebendige Fackeln zur Belustigung der Massen zu dienen, die ins Kolosseum strömten, um sich das anzuschauen. So wie wir heute zum Fußball gehen.

Eine gnadenlose Zeit.

 

Und schauen wir noch ein paar Jahrhunderte zurück, sehen uns in der Bibel Stellen an, die niemals im regelmäßigen Predigtplan stehen: Sodom und Gomorrha sind nicht der Höhepunkt der Grausamkeiten und Ausschweifungen, die im Alten Testament an manchen Stellen weit ausgebreitet werden. Das wechselnde Verhältnis zwischen Gott und den Menschen und alle menschlichen Abgründe sind da beschrieben. Tausende Jahre, bevor man das alles auch im Fernsehen oder Internet anschauen kann.

Eine gnadenlose Zeit.

 

Und dann keimt für eine kurze Zeit plötzlich Hoffnung auf. Jesus latscht durch Galilea, heilt Kranke und tut Wunder. Ja Wunder. Da braucht man nicht theologisch zu streiten: manchmal tut Jesus einfach Wunder, obwohl er es gar nicht nötig hat, auf diese Art und Weise seine Macht zu demonstrieren.

 

Kreuzigung und Auferstehung, Himmelfahrt - das Buch der Bücher, die Bibel, könnte hier zu Ende sein. Jesus hat seine Macht demonstriert. Es ist alles gesagt und geschrieben. Der Schlusspunkt. Nun könnten wir gelassen auf Jesu Wiederkehr warten.

 

Aber wie die Israeliten um das Goldene Kalb tanzten, als Mose oben bei Gott war, so ist die Welt auch nach der Auferstehung Jesu keine bessere, heilere.

Und genau in der grausamen Zeit, als die Römer Gewaltexzesse an den Christen feiern, schenkt Gott Johannes einen tiefen Einblick in die Himmelswelt, zieht den Vorhang zum Thronsaal Gottes ein Stück zur Seite. Atemberaubendes ist dort zu sehen, aufgeschrieben in der Offenbarung. Geheimnisvolle Bilder, die die Fantasie anregen, seltsame Gestalten, Engel, eine Goldene Stadt und mittendrin Jesus in immer neuen Bildern beschrieben. Die wirklichen Schlusspunkte des Wortes Gottes, das in der Bibel niedergeschrieben ist. Lest sie mal zu Hause in Ruhe nach.

Und dann der absolute Schlusspunkt, die allerletzten Worte der Bibel:

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! (Offenbarung 22,21)

 

Nach all den bunten Bildern der Offenbarung, nach all den Texten, die manchmal sehr verwirrend sind, ein Segenswunsch!

 

Der letzte Satz - keine verständliche Zusammenfassung des langen Textes, wie wir das aus Zeitungs- oder Onlineartikeln kennen, wo man das Lesen abkürzen kann, indem man nur die Zusammenfassung liest.

Nein - ein Segenswort für uns, die einen Einblick in die Himmelswelt bekommen haben und nun auf der Erde weiterlaufen müssen.

Manche Leute haben ja die Angewohnheit, in einem neuen Buch erst einmal den Schluss zu lesen. Hier lohnt es sich.

Jesus hat das letzte Wort.

 

Allein die Gnade genügt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!

Dieser Satz ist der wahre Schlusspunkt all dessen, was Gott uns mit der Schrift sagen möchte. Hineingesprochen in eine gnadenlose Zeit.

Dies ist immer wieder übersehen und vergessen worden.

Ihr merkt: es soll heute um das Thema „Gnade“ gehen.

 

Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?– diese Frage trieb vor gut 500 Jahren einen jungen Mönch lange Zeit um. Für ihn war sie eine sehr persönliche und existentielle Frage. Er stellte sie sich aus Angst. Aus Angst, dass alle seine guten Werke, seine Selbstkasteiungen, ja selbst sein Leben als Mönch nicht ausreichen würden, um Gott gnädig zu stimmen.

 

Kein Wunder, denn die Zeit, in der er lebte – das Mittelalter – schürte die Angst vor ewiger Verdammnis. So wurden Höllenszenen und die Qualen des Fegefeuers sehr plastisch in kleinen Theaterstückchen dargestellt. Gellende Schreie, Feuer und Darstellungen des Teufels, der mit Freude die armen Verstorbenen quält – wer wollte da keine Angst bekommen?! Gleichzeitig blühte der Ablasshandel der Kirche. Mit dem Kauf eines Ablassbriefes wurde den verstorbenen Angehörigen aus der Hölle geholfen, sowie das eigene Leben vor der Hölle gerettet. So wurde es versprochen.

Auch heute fasziniert das Gruselige. Denkt an Halloween.

 

Der junge Mönch studierte die Bibel, und wurde schließlich frei. Martin Luther – so hieß er – erkannte schließlich: Solia Gratia – allein die Gnade genügt.

Schon der Apostel Paulus hatte diese Erfahrung niedergeschrieben und sich sehr intensiv mit der Gnade beschäftigt. In den von ihm verfassten Briefen gibt es zahlreiche Stellen, über die schon Martin Luther stolperte.

 

Ich zitiere ein paar wenige Beispiele:

Einem jeden aber von uns ist die Gnade gegeben nach dem Maß der Gabe Christi. (Epheser 4,7)

Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig (2. Korinther 12,9)

[Wir] werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschenkt worden ist.
(Römer 3,24)

Damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus.
(Epheser 2,7)

 

Was könne wir daraus über das Wesen der Gnade und des Gottes, der sie schenkt, lernen?

 

nm    Die Gnade ist ein unverdientes und unverfügbares Geschenk

Neulich las ich eine Begebenheit, die von dem italienischen König Umberto I. (1844 - 1900) erzählt wird. Ihm wurde vom Justizminister das Gnadengesuch eines zu langjähriger Zuchthausstrafe Verurteilten vorgelegt, der darum bat, ihm den Rest seiner Strafe zu erlassen. Unter das Gesuch hatte der Minister geschrieben: "Gnade unmöglich [Komma] im Gefängnis zu belassen!"
Der König las das Bittgesuch aufmerksam durch, griff zur Feder und verschob in der Anmerkung des Ministers das Komma um ein Wort nach vorne, so dass der Satz lautete: "Gnade [Komma] unmöglich im Gefängnis zu belassen!"
Unter diesen Vermerk setzte er dann sein "Genehmigt". Damit war der Verurteilte begnadigt und frei.

So wie in dieser Geschichte der König begnadigt, zeigt sich auch Gott gnädig. Er gibt seine Gnade unverdient als unverfügbares Geschenk. Schon ganz vorne in der Bibel, nur schwer zu verstehen: Warum sieht Gott Abel und sein Opfer gnädig an, nicht aber seinen Bruder Kain und dessen Opfer? (1. Mose 4,4-5). Wir können die Gnade nicht verdienen und uns ihrer auch nicht rühmen. Das musste auch Israel hören - das Volk, dem Gott von Anfang an eine besondere Gunst entgegenbrachte. Ihm sagte Gott in Bezug auf das versprochen gelobte Land zu:

Denn du kommst nicht herein, ihr Land einzunehmen, um deiner Gerechtigkeit und deines aufrichtigen Herzens willen, sondern der HERR, dein Gott, vertreibt diese Völker […], damit er das Wort halte, das er geschworen hat deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob. (5. Mose 9,5)

Wenn wir so wollen: Die Gnade hat nur eine Richtung: Von oben nach unten, von Gott zu uns Menschen hin. So stellt dann auch Paulus abschließend fest:
So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. (Römer 9,16)

Wir können uns die Gnade nicht verdienen. Deshalb gibt es Weihnachten Geschenke!

 

         Die Gnade ist reichlich

In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seine Gnade (Epheser 2,7).

Es geht nicht um so ein bisschen Gnade, dass uns hingeworfen wird, wie ein paar Körner für die Hühner. Nein – die Gnade ist der volle Reichtum aus Gottes himmlischer Welt. Gott hat seinen einzigen Sohn gegeben.

Es hat Jesus Christus alles, selbst sein Leben gekostet, uns zu erlösen. Uns sind die Sünden vergeben – nicht ein bisschen, sondern voll und ganz – und das immer wieder! Das ist so reichlich über uns ausgeschüttet, dass dadurch die Größe, die Macht und der ganze Reichtum sichtbar werden, die bei Gott sind.

Dahinter steht die unendliche Liebe Gottes zu seinen Menschen, die alle einschließt und die allen das Beste gönnt. Sie ist so groß und reich, dass aus ihr diese reichliche Gnade fließen kann.

Habt Ihr mal in einem Wasserfall gestanden? An einem heißen Sommertag im Süden? Man geht durch das tosende Wasser auf die herunterstürzenden Wassermassen zu und dann steht man da. Das Wasser prasselt auf die Schultern, dass es einen fast den Kopf vom Hals reißt. Gewaltig und erfrischend zugleich. Nicht wie so eine pupwarme Wasserspardusche zu Hause. Nein – es durchschüttelt einen, ist schön kühl und belebt! So ist Gottes Gnadenstrom!

Schon der Evangelist Johannes konnte daher staunend bezeugen.
Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade
(Johannes 1,16)


3.       Die Gnade hat Folgen

In Römer 1 und 2 beschäftigt sich der Apostel Paulus mit den Menschen, die Gott nicht kennen bzw. kennen lernen wollen und stellt ihnen dann direkt die Frage:

Denkst du aber, o Mensch, […], dass du dem Urteil Gottes entrinnen wirst? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld und Langmut? Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet? (Römer 2,3-4)

Gottes Güte und Gnade wollen zur Umkehr leiten, er möchte – wie es in 1. Timotheus 2,3 heißt -  dass alle Menschen gerettet werden und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.

Dies bekennt auch Petrus auf der Apostelversammlung in Jerusalem, nachdem es schon in dieser Zeit kurz nach Jesu Himmelfahrt zu unterschiedlichen Ansichten gekommen war:
Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus selig zu werden, ebenso wie auch sie. (Apg 15,11).

Die Gnade führt zur Erlösung.
Das ist das Ziel der Gnade, und wer dies annimmt, den befähigt die Gnade zu einem neuen Leben.


 

Diese Gnade wird uns am Ende der Bibel gewünscht!

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!

Jesus hat nicht nur das letzte Wort in der Bibel, sondern auch über mein Leben, wenn ich diese Gnade annehme.

 

Allen

Damit könnte jetzt Schluss sein. Aber ich stolpere ganz zum Schluss über dieses Wort: Allen! Das wirklich allerletzte Wort der Bibel.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!

 

Wie ist das gemeint? Sind damit wirklich alle gemeint? Oder nur diejenigen, die diesen Brief in den sieben Gemeinden in Kleinasien lesen, an die die Offenbarung zunächst gerichtet war?

 

Dürfen wir das alle auf uns beziehen, die wir als Christen ebenfalls diese Gnade Jesu erfahren haben? Oder sind wirklich alle Menschen gemeint?

Alle, das würde doch auch den Terroristen, den Vergewaltiger, den … ja, wirklich alle betreffen, die wir uns vorstellen können, den Guten wie den Schlechten, den Christen wie den Muslim, usw.

 

Aber Hand aufs Herz: Sind wir nicht alle irgendwie irgendwann mal gnadenlos - ohne Gnade - zu anderen Menschen? Ist nicht vieles Leid auf dieser Welt darauf zurückzuführen, dass wir so ungnädig sind?

 

Daher glaube ich, dass alle wirklich alle meint. Und wenn wir uns den riesigen, verschwenderischen Reichtum der Gnade Gottes versuchen vorzustellen, dann geht es gar nicht anders, als sich ebenfalls vorzustellen, dass die Gnade wirklich alle meint. Weil Gott wirklich an allen, das heißt an jedem Menschen gelegen ist.

Er möchte Freundschaft mit mir und Dir.

 

Früher war alles besser? Nein. Es ist immer noch Gnadenzeit.

 

Gott hat eine reiche, wahrhaft himmlische Sehnsucht nach allen seinen Kindern, die er geschaffen hat. Einmal Kind, immer Kind, egal was wir daraus machen.

Dieser Schluss der Bibel ist wirklich großes Kino.

Ein Happy End.

 

 

Diese Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!

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